B26 ART FROM LATIN AMERICA

Nicolás Lamas. Fossilized Present, 2021. Sneaker and mammoth tooth. 28 x 10 x 16 cm 11 x 4 x 6 1/4 inches. Copyright the artist and Meessen De Clercq. Photo: Dirk Tacke. Courtesy: Galerie Max Goelitz
Kunst hoch zu Ross:
Mit Lateinamerika durch den Berliner Mai
Im Schritt, Trab oder Galopp startet der Mai. In diesen drei Geschwindigkeiten können wir unterwegs sein, um das volle Programm des Gallery Weekend und der paper positions.berlin in Berlin zu erleben. Bei den folgenden drei herausragenden Künstler*innen aus Lateinamerika sollten wir innehalten.

© CZS
Beginnen wir im Schritt. In der Galerie Crone präsentiert der kubanisch-amerikanische Künstler Antony Goicolea seine Arbeiten. Man könnte spekulieren, dass auf dem Pferd Wassily Kandinsky und Franz Marc sitzen, denn der Titel des Bildes lautet Der Blaue Reiter.
Goicoleas Malstil ist geprägt von einer expressiven Bildsprache, die er meisterhaft mit surrealen Elementen verbindet. Seine Werke zeigen lebendig dargestellte Menschen – oft in physischen oder emotionalen Grenzsituationen.

© Galerie Crone / Anthony Goicolea. Der Blaue Reiter. 2023. Oil Paint, Cold Wax, and Sand on Raw Linen Canvas. 183 x 165 cm
Der multidisziplinäre Künstler ist Sohn kubanischer Einwanderer und wuchs in Georgia, USA, auf. Schon früh lernte Goicolea das Gefühl kennen, nicht wirklich dazuzugehören – ähnlich wie die Perpetuierung des Unbehagens in Situationen, in denen man nicht genau weiß, was eigentlich nicht stimmt. In seiner Kunst sucht Goicolea die Grenzgebiete und Schwellenzustände, also jene Momente, in denen alles auf der Kippe steht.

© Galerie Crone / Anthony Goicolea. Fruit Bowl. 2024. Oil Paint, Cold Wax, and Sand on Raw Linen Canvas. 203 x 102 cm

© Galerie Crone / Anthony Goicolea. Floored. 2024. Oil Paint, Cold Wax, and Sand on Raw Linen Canvas. 142 x 92 cm
CRONE BERLIN
Anthony Goicolea
Double Standard
2. Mai - 21. Juni 2025
Fasanenstraße 29
10719 Berlin
Im Trab geht es weiter nach Kreuzberg zu Max Goelitz. Er stellt Nicolás Lamas aus, der an der Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft, Technologie und Alltagskultur arbeitet.

Nicolás Lamas. Network collapse, 2019. Motorcycle helmet and wasp nest. 33 x 28 x 28 cm 13 x 11 x 11 inches. Copyright the artist and Meessen De Clercq. Photo: Dirk Tacke. Courtesy: Galerie Max Goelitz
Wenn ich die Werke des peruanischen Künstlers betrachte, muss ich an das Cyborg Manifesto von Donna Haraway denken. Die Biologin und Wissenschaftshistorikerin spricht darin über die Auflösung von Kategoriepaaren wie „menschlich und nicht-menschlich“, „Geschichte und Mythos“, „organisch und technologisch“.
In Nicolás Lamas’ Wandarbeit The Circulation of Our Ruins (2023) begegnet uns genau dieses Spannungsfeld: Ein vergrößerter Schaltkreis eines veralteten Computermikrochips wird mit einer Fotografie der antiken Ruinen von Pergamon kombiniert, welches einst Heimat der zweitgrößten Bibliothek der Antike war. Hier verschmelzen die von Haraway benannten Gegensätze sichtbar: Lamas verbindet zwei Epochen der Wissensbewahrung – das steinerne Archiv Pergamons und die modernen, auf Silizium basierenden Mikroprozessoren. Er konfrontiert uns mit den Bruchstellen unserer Erinnerung und unserer Technologien.

Nicolas Lamas. The circulation of our ruins, 2023. Archival pigment print on Hahnemühle paper. 164 x 164 x 4.7 cm 64 5/8 x 64 5/8 x 1 7/8 inches. Ed. 1/1 + 1 EA
Max Goelitz
Fluid Minds
Nicolás Lamas
2. Mai - 5. Juli 2025
Rudi-Dutschke-Straße 26
10969 Berlin
Es gibt noch viel zu sehen. Im Galopp nach Tempelhof. Wir verlangsamen zum Schritt bei den paper positions.berlin. Dort finden wir die Brasilianerin Isabelle Borges. Die Künstlerin wird von der Galerie Rupert Pfab aus Düsseldorf präsentiert. Ihr zentrales Interesse gilt der Geometrie der Zwischenräume und der räumlichen Dynamik, die daraus entsteht.

© Galerie Pfab / Isabelle Borges

© Galerie Pfab / Isabelle Borges

© Galerie Pfab / Isabelle Borges
Borges lässt sich von scheinbar zufälligen Strukturen inspirieren, denen sie in der
urbanen Landschaft, in der Natur oder in den Medien begegnet. Aus diesen
flüchtigen Momenten formt sie kraftvolle, präzise Kompositionen – und öffnet neue
Perspektiven auf Raum und Wahrnehmung.
Paper positions.berlin
Galerie Rupert Pfab
Isabelle Borges
1. Mai - 4. Juli 2025
Flughafen Tempelhof Haupthalle
Mit Borges endet unser Ritt durch die Kunstlandschaft Berlins. Viel Spaß!