B26 ART FROM LATIN AMERICA

Selfie © Magola Moreno. Courtesy Studio Parga
Von grau bis bunt
Eine Kunstreise durch den April
Grün, Grau und Erdtöne – das sind die Farben, mit denen mein April beginnt. Ich lade euch ein, in diesem Sinne geerdet den neuen Kunstmonat mit mir zu entdecken. An dem Tag, an dem ich schreibe, hat der Himmel dieselbe Farbe wie das sinnliche, fragile Kunstwerk Disremembered XV (2023–2024) von Doris Salcedo – ein gedämpftes Grau.

© CZS
Aus der Ferne wirkt das Werk, ein aus Seidenfäden und unzähligen Nadeln zusammengesetztes Hemd, wie eine zarte Skulptur, deren Ästhetik zum Näherkommen einlädt. Doch wer genauer hinsieht, spürt das Gewicht des in ihr verwobenen Schmerzes und der stillen Wut. Dieses Werk stammt aus der Serie Disremembered (2014-2024) und ist das Ergebnis aus Begegnungen der Künstlerin mit amerikanischen Müttern, die ihre Kinder durch Waffengewalt verloren haben.
Disremembered XV wurde eigens für die Sammlung der Staatsgalerie Stuttgart geschaffen und durch die Freunde der Staatsgalerie e.V. erworben. Das ist der zweite Ankauf eines Salcedo-Werks durch ein öffentliches Museum in Deutschland.

Doris Salcedo, Disremembered XV, 2023 – 24, Staatsgalerie Stuttgart, Leihgabe 2024 Freunde der Staatsgalerie Stuttgart e.V.
Copyright © Studio Salcedo vertreten durch die Galerie White Cube, London
Die international renommierte Künstlerin Doris Salcedo drückt sich vorwiegend mit Skulptur und Installationskunst aus. 2024 wurde sie mit dem Praemium Imperiale ausgezeichnet – der weltweit höchsten Ehrung im Bereich Skulptur.
Von Skulpturen in Grau zu Kopfaufsätze in Erdtönen – von einer Erwerbung zu einer Rückgabe. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) hat kürzlich einen Vertrag unterzeichnet, der die Rückgabe von drei rituellen Objekten an die indigene Gemeinschaft der Kogi in Kolumbien regelt.

© Staatliche Museen zu Berlin, Ethnologisches Museum / Foto: Claudia Obrocki
Kopfaufsatz für den Maskenträger, 21 x 27 x 25 cm, 282 g, Inv.-Nr. V A 62645

© Staatliche Museen zu Berlin, Ethnologisches Museum / Foto: Claudia Obrocki
Körbchen für Gebrauch im Maskentanz, 33 x 14 x 9 cm Höhe mit Henkel, 42 g, Inv.-Nr. V A 62607
Die Objekte stammen aus der Sierra Nevada de Santa Marta im Norden Kolumbiens, dem angestammten Gebiet der Kogi (auch: Kogui). Sie gelangten 1915 im Rahmen einer Forschungsreise von Konrad Theodor Preuß in die Sammlung des Ethnologischen Museums.
Wie es dem Frühling entspricht, wird die Palette jetzt farbenfroher. Die Künstlerin, die ich euch zum Abschluss vorstellen möchte, wurde mir vor wenigen Tagen von einem Freund aus Barranquilla, Kolumbien vorgestellt. Magola Moreno ist eine autodidaktische Künstlerin, deren Werk die Grenzen der zeitgenössischen Kunst sprengt. Ihre Figuren bewegen sich zwischen Realem und Imaginärem, in Räumen, die weit über bloße Repräsentation hinausgehen. Jene, die historisch an den Rand gedrängt wurden, erhalten dort Würde und Handlungsmacht zurück.

Art Lovers vi © Magola Moreno. Courtesy Studio Parga

Los médicos invisibles © Magola Moreno. Courtesy Studio Parga