B26 ART FROM LATIN AMERICA
Jesus-Rafael Soto, Ambivalenz im Farbraum Nr. 21 / Ambivalence in the colour space no. 21, 1981, Metalltafeln, Holzelemente und -platte 105 x 105 x 16 cm
Sammlung Peter C. Ruppert - Konkrete Kunst in Europa nach 1945, Museum im Kulturspeicher Würzburg
© ADAGP/ Jesus R. Soto, Paris 2022, VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Konkrete Kunst als Mittel des Widerstands – Künstlerinnen aus Lateinamerika in Konkret Global!
Mit der Ausstellung öffnet sich das Museum für konkrete Kunst in seinem Jubiläumsjahr (20 Jahre) der Welt. Form, Farbe und geometrische Kompositionen erscheinen als Möglichkeit, die Veränderbarkeit von Strukturen in Politik und Gesellschaft global sichtbar zu machen. Schlüsselfiguren- und werke von insgesamt 28 Künstler:innen der Gegenbewegung zur figurativen Kunstrichtung lassen Visionen einer zukünftigen Gesellschaft erkennen. In ihr werden die stete Suche nach sowie ästhetische Entwürfe einer universellen Sprache in Kunst, Architektur und Poesie sichtbar. Es handelt sich um antikoloniale und antitotalitäre künstlerische Mittel des Widerstands, die sich regional unterschiedlich und doch ähnlich entwickelten.
Die zugunsten der abstrakten Kunst kunsthistorisch vernachlässigte Bewegung soll als international vernetzte, bedeutsame Avantgarde des 20. Jahrhunderts beleuchtet und gewürdigt werden. Zahlreiche afrikanische, lateinamerikanische, asiatische und europäische Malerinnen, Philosophen, Literaten und Architektinnen entwickelten die 1930 formulierten Grundgedanken der konkreten Kunst ab den 1950er Jahren weiter und passten sie ihren jeweiligen Lebensrealitäten an. Die Ausstellung präsentiert diese Werke im gesellschaftlichen und politischen Kontext ihrer Entstehungszeit und zeigt ihr Potential in Sachen Widerstand und Utopie. Zahlreiche lateinamerikanische Positionen aus Brasilien und Argentinien präsentieren konkrete Kunst als subversives Ausdrucksmittel gegen die damals aufkommenden Militärdiktaturen.
Oft gehen diese Künstler:innen von ähnlichen Bezugssystemen aus, wie sie auch in der europäischen Moderne wie etwa am Bauhaus, im russischen Konstruktivismus und in der DeStijl-Bewegung teils noch zeitgleich entwickelt wurden. Sie grenzen sich jedoch deutlich von deren dogmatischen Programmen ab und folgen eigenen Grundsätzen und indigenen Einflüssen. In Form von historischen (Un) Gleichzeitigkeiten entwickeln sich progressive und kulturell situierte künstlerische Konzepte. Aus globaler Perspektive betrachtet, erzählt die Geschichte der konkreten Kunst eine alternative Historie der Nachkriegsavantgarde, jenseits des westlichen Narrativs der „Abstraktion als Weltsprache".
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Im künstlerischen Statement des Uruguayers Joaquín Torres-García zeigt sich das Bedürfnis nach Formierung postkolonialer Gesellschaften in Lateinamerika. Seine umgedrehte Landkarte des amerikanischen Kontinents America Invertida (1943), auf der der Norden zum Süden und der SÜden zum Norden wird, ist nicht nur ein Schlüsselwerk der Kunstströmung: Sein Gegenentwurf zur herrschenden Weltordnung revolutionierte mit seinen indigenen Bildelementen, einer universellen geometrischen Sprache, (Universalismo Constructivo), die konkrete und konstruktivistische Kunst in Europa.
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Eine umfangreiche Publikation begleitet das Projekt Konkret Global! In einem Forschungs- und Vortragsnetzwerk möchten die Universität Würzburg, das Instituto Schuch und die ZHdK Zürich den Austausch über die Bedeutung der konkreten Kunst auf globaler Ebene anregen und die Sammlung im Kunstspeicher in Würzburg neu kontextualisieren.
Künstlerische Leitung: Luisa Heese, Anke Kempkes
Künstler:innen: Joaqufn Torres Garcfa, Lol6 Soldevilla, Carmelo Arden Quin, Carmen Herrera, Saloua Raouda Choucair, Nikolai Kasak, Marfa Freire, Mira Sehendei, Lygia Clark, Lidy Prati, Rubem Valentim, Judith Lauand, Geraldo de Barros, Carlos Cruz-Diez, Jesus Rafael Soto, Menhat Helmy, Almir Mavignier, Ana Sacerdote, Eisa Gramcko, Mary Vieira, Auguste de Campos,Rasheed Aareen, Mohammed Chabäa, Samia Halaby, Eduardo Terrazas, Mohamed Melehi,Lenora de Barros, Atta Kwami
Konkret Global!
Museum im Kulturspeicher Würzburg, Oskar-Laredo-Platz 1, 97080 Würzburg
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