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© My Mother Told Me I Am Chinese: China Porcelain, 2008, Plexiglasböden und Porzellanteile, Installationsansicht der Ausstellung MarÍa Magdalena Campos-Pons: Life Has Not Even Begun im Columbia College, Chicago, 2009; Foto: Neysa Page-Lieberman. Courtesy of Galerie Barbara Thumm
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Kunst Aktuell

Veranstaltungen, Neuigkeiten und Ausstellungen sowie die Werke von Künstlern aus Lateinamerika, die in eine deutsche Sammlung aufgenommen werden.
Es gibt mindestens zwei Arten, die Zeit zu begreifen. Mit den Worten von Irene Vallejo stellen wir sie uns linear vor, wie die Flugbahn eines Pfeils. Im Gegensatz dazu spielen sich die alten Legenden in einer zyklischen Zeit ab, die eng mit der Natur verbunden ist. Es gibt keinen Anfang und kein Ende, alles ist in ständiger Bewegung, wie der endlose Tanz eines sich drehenden Kreises.
 
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© elhabanero06 auf Flickr

Das Werk von María Magdalena Campos-Pons bewegt sich in der Zeit der alten Legenden. Die Künstlerin wurde in Matanzas, Kuba, geboren, einem Ort, der sich zu einem bedeutenden Handelszentrum für Sklaven, Tabak, Kaffee und Zuckerrohr entwickelte, und dessen Name Schlachtung bedeutet. Im 19. Jahrhundert bescherte der Export von Zucker in die Vereinigten Staaten dem Land einen starken Entwicklungsschub. Im gleichen Jahrhundert wurden Campos-Pons‘ Urgroßeltern väterlicherseits von den spanischen Kolonialherren aus Nigeria als Sklaven nach Kuba verschleppt. Aber das ist noch nicht alles. Mütterlicherseits hat sie chinesische und hispanische Vorfahren, die ebenfalls auf die Insel gebracht wurden, um in den Zuckermühlen zu arbeiten.
 

© My Mother Told Me I Am Chinese: China Porcelain, 2008, plexiglass shelves and porcelain pieces, installation view from exhibition „MarÍa Magdalena Campos-Pons: Life Has Not Even Begun,“ at Columbia College, Chicago, 2009. Images: Neysa Page-Lieberman. Courtesy of Galerie Barbara Thumm

 

Campos-Pons‘ Leben ist ihre Arbeit. Oder ihre Arbeit ist ihr Leben. Sie greift auf ihre persönliche und familiäre Geschichte zurück, um die vorherrschenden großen Erzählungen der westlichen Geschichte neu zu interpretieren. In ihren Skulpturen, Fotografien und Performances verwebt sie Fragen des Geschlechts mit Sexualität, sie hinterfragt ihre Multikulturalität und Spiritualität und untersucht die Rolle der Frau in der Gesellschaft.

Ein Museumsbesuch hat sie in ihrer Jugend sehr geprägt: Campos erzählt, dass sie bei einem Besuch des Museo Nacional de Bellas Artes in Kuba bemerkte, dass nicht nur die Werke schwarzer Kubaner und Kubanerinnen nicht gezeigt wurden, sondern auch ihre Kultur und Geschichte ausgeblendet wurden.

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© Portrait #5, 2023, Aquarell, Tinte, Gouache, Gummiarabikum auf Rives BFK Archivpapier / Cousin María, Feast for Ogún (Portrait #4), 2023, Aquarell, Tinte, Gouache, Gummiarabikum auf Rives BFK Archivpapier. Courtesy of Galerie Barbara Thumm

Als sie in den 1990er Jahren in den Vereinigten Staaten ankam, widmete sie sich Themen im Zusammenhang mit dem transatlantischen Sklavenhandel, den kubanischen Indigo- und Zuckerplantagen, den religiösen Praktiken der Katholiken und der Santería (eine afrokubanische Religion, die Yoruba- und katholische Elemente kombiniert) sowie den revolutionären Aufständen.

Ihre künstlerische Laufbahn begann mit einer Ausbildung in Zeichnen und Bildhauerei an der Escuela Nacional de Arte in Havanna. Ihr Talent und ihre Vision fanden ihren Ausdruck in ihrem Werk La ira de Chango and Zeus I und II (Der Zorn von Chango und Zeus I und II), das sie zusammen mit dem Komponisten und Saxophonisten Neil Leonard auf der Documenta 14 ausstellte.

Aber nicht nur in Kassel hat sie ausgestellt, sondern auch im Museum of Modern Art in New York, im Museum of Fine Arts in Boston, im Whitney Museum und im Guggenheim Museum in New York.

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© My Mother Told Me I Am Chinese: China Porcelain (preparatory sketches), 2008. pencil and prismacolor on paper. Image courtesy of the artist and Galerie Barbara Thumm.

Die Künstlerin, die ein postgraduales Studium am Massachusetts College of Art and Design absolvierte, hat heute den Cornelius-Vanderbilt-Lehrstuhl für Bildende Kunst an der Vanderbilt University in Nashville, Tennessee inne.

Die Galerie Barbara Thumm präsentiert im Rahmen des Gallery Weekend María Magdalena Campos-Pons‘ Installation My Mother Told Me I Am Chinese, die aus vierzig Porzellanvasen und einem Acrylregal vor einem Video besteht. Die Vasen erinnern an chinesisches Porzellan, das bei Santería-Ritualen verwendet wird, und spiegeln den Synkretismus und die Präsenz dieser Kulturen in Kuba wider.

© Sketch of Ochosí: deity of hunting and protection of those unjustly deprived of liberty. Depicted as a fieldworker bearing the weight of a sack on his shoulders. / Sketch of Obatalá: deity, creator of the earth and father of all. Depicted is as a house seeming to float above a sugarcane field. Courtesy of Galerie Barbara Thumm.

Die Ausstellung umfasst auch die Serie Liminal Circularity, Family Whisper, bestehend aus sechs Porträts, die Gottheiten der Yoruba-Santería darstellen, jedoch in Form einiger ihrer weiblichen Verwandten; sowie Porträts, die zwischen 2021 und 2023 entstanden sind, sowie zwei weitere Triptychen.

Das Highlight ist jedoch ein auf Polaroids basierendes Aquarell aus dem Jahr 2024, das dem Publikum zum ersten Mal in der Ausstellung bei Barbara Thumm vorgestellt wird. Man darf sehr gespannt sein.

 

Eröffnung: 26. April 2024, 18 – 21 Uhr 27. April – 01. Juni 2024

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© Ezequiel Pini, MOCO, Foto: CZS
https://mocomuseum.com/

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